Werfen wir doch mal gemeinsam einen Blick auf die Bewältigung der Corona-Pandemie, und zwar aus der Perspektive von New Work, über den Zeitraum der vergangenen zwölf Monate. Dabei interessieren uns Antworten auf die Frage: Wie Enkeltauglich sind wir als Gesellschaft tatsächlich?
Wenn es im Zusammenhang mit New Work, so etwas wie einen gemeinsamen Zweck gibt, der die intrinsische Motivation zum Mitmachen aktivieren kann, wie lautet dieser in der kollektiven Bewältigung der Corona-Pandemie?
- Die Infektionskurve abflachen.
- Gemeinsam Corona-Infektionen vermeiden.
- Das Corona-Virus besiegen.
- Wir schützen die älteren Generationen.
Es scheint in der Auseinandersetzung mit dem Thema zunächst gar nicht so einfach zu sein, einen passenden Purpose in Zusammenhang mit einer weltweiten Krisenbewältigung zu formulieren. Aber ist das eigentlich relevant, einen Purpose formulieren zu wollen, bevor man in die kollektive Zusammenarbeit tatsächlich eintritt?
Enkeltauglich zu denken erfordert die Perspektive, über den Zeithorizont des eigenen Lebens hinaus einzunehmen. Aus dieser Perspektive würden wir den Purpose vielleicht eher als einen Wunschzustand beschreiben wollen, der wie folgt lauten könnte:
- Lernen wir gemeinsam Resilienz!
- Resilience. We do this together.
Ins Englische übersetzt hat es meist mehr Ausdrucksstärke und ist gleichzeitig mehr Aufforderung dazu, es gemeinsam anzugehen.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Bedeutung von "ENKELTAUGLICH"
Enkelfähig zu wirtschaften bedeutet, Wege und Möglichkeiten zu finden, nachhaltig Themen zu gestalten und Herausforderungen so zu begegnen, Projekte und Geschäftsmodelle so zu gestalten, dass sie Fragen für die Zukunft klären. So in etwa, würde Stephan Grabmeier - FutureOptimist und Consulter [Zukunftsinstitut Consulting GmbH], "Enkeltauglichkeit" versuchen zu definieren.
Wir als Unternehmensberatung, mit Fokussierung auf familiengeführte Organisationen, können in den Gesprächen mit den Inhabern, oftmals diese Weitsicht der heute zu treffenden Entscheidungen und den daraus gedachten möglichen Auswirkungen auf nachfolgende Generationen, förmlich spüren.
Davon ableitend ist ein Purpose spürbar, der scheinbar weit über die eigene Endlichkeit, das eigene Leben, hinaus geht. Das ist es, was wir heute als "Enkeltauglich" definieren.
Wenn wir unseren Gedanken, Gefühlen und Handlungen die Perspektive abverlangen, welche Auswirkungen diese auf nachfolgende Generationen haben werden und wir dabei noch nachhaltigen Mehrwert erahnen können, dann sind wir "Enkelfähig".
In unserer Auseinandersetzung mit diesem Blogbeitrag, haben wir uns die Frage gestellt, ob wir den Regierungen dieser Welt, ein derartig "Enkeltaugliches" Denken und Handeln, abverlangen dürfen. Deren Legislaturperioden sind im Verhältnis zur Zeitspanne von Generationen, ein Bruchteil dessen. Dem gegenüber sind uns politische Akteure wie ein Dr. Wolfgang Schäuble [Bundestagspräsident Deutschland] in den Sinn gekommen, dessen intrinsische Motivation selbst mit 79 Jahren, nach wie vor spürbar und erlebbar ist. Auch scheint er ein lebendes Beispiel dafür zu sein, was es bedeutet, denken, fühlen und handeln, enkelfähig zum Ausdruck zu bringen.
Corona fordert ein neues Zusammenspiel und kennt keine Grenzen
Als vor einem Jahr das Corona-Virus in Europa ankam, waren wir uns alle, dem Ausmass der damit beginnenden Katastrophe nicht bewusst. Es stellte die Menschen in einer Art und Weise auf die Probe, wie es die meisten unter uns bis dato nicht kannten. Landesgrenzen wurden zum Synonym dafür, bis wohin die Verantwortungen der Staaten und Regierungen zu diesem Zeitpunkt reichten.
Ein über diese Grenzen hinaus erforderliches Zusammenspiel, fand lediglich im Rahmen von wirklich notwendig gewordenen humanitären Hilfen statt. Beispielsweise, als in Frankreich die verfügbaren Intensivbetten ausgegangen waren und Deutschland sich dazu bereit erklärte, freie Intensivbetten dem Nachbarn zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig haben wir noch in Erinnerung, dass Italien seine Hilfe von Seiten China bekam und nicht wie vielleicht naheliegend, aus dem Verbund der Europäischen Gemeinschaft.
New Work bezeichnet einen Umbruch, der mit der Sinnfrage beginnt und die Arbeitswelt entsprechend umformt. Dabei steht die Potenzialentfaltung eines jeden einzelnen Menschen im Mittelpunkt, was in weiterer Folge zu einer Veränderung unserer Gesellschaft führt. In Zukunft geht es um gelingende Beziehungen, die Netzwerk ähnlich funktionieren werden. Denn die Krise hat uns eines offensichtlich vor Augen geführt, nämlich, wie vernetzt alles miteinander in Verbindung steht.
Wenn sich nun aber jedes Land für sich zurückzieht und seine Verantwortung nur bis an die Ländergrenzen hin betrachtet, sind wir dann überhaupt in der Lage, uns als Gesellschaft auf ein neues Zusammenspiel tatsächlich einzulassen? Hat die Europäische Gemeinschaft nicht über die vielen Entscheidungen, Handlungen und Verhaltensweisen hinweg den Beweis erbracht, dass es eine wahrhaftige Gemeinschaft in Europa gar nicht gibt?
Erster Schritt: Kontaktreduzierung
Um die rasch ansteigenden Infektionen weltweit unter Kontrolle zu bekommen, war es notwendig geworden, innerhalb der Gesellschaft, als einen ersten konkreten Schritt, die Kontaktreduzierung zu beschliessen und umzusetzen.
Ein logischer und gleichzeitig unmissverständlicher erster Schritt, war den Menschen gut kommuniziert worden, wofür die Regierungen auf breiter Ebene die Akzeptanz erhielten. Die Menschen waren bereit, diesen logischen Schritt fürs erste mitzutragen.
Natürlich war auch das Ausmass dieses Virus - als Corona-Pandemie ausgerufen - mit dadurch weltweiter Betroffenheit, vielen von uns bis dato noch nie untergekommen und damit eine völlige Unbekannte.
Zu einem solchen Zeitpunkt wird die Lerngeschwindigkeit zunächst jedes Einzelnen gefordert, sich zum Unbekannten ein umfassendes erstes Bild zu verschaffen.
Nachteile ergeben sich überall dort, wo das Individuum für sich selbst versucht, dem Unbekannten "Herr zu werden". Im Sinne von New Work, kommt der kollektiven Vernetzung, in einem solchen Moment besondere Bedeutung zu. Wenn Menschen deren "Nicht-Wissen" erkennen und bereit sind, sich in den kollektiven Austausch mit "Wissen" zu begeben, dann entsteht ein Gestaltungsraum, innerhalb welchem sich rasch wirksame Lösungen/Lösungsansätze entwickeln lassen. Diese gilt es - eben, weil es sich um die Lösung einer "Unbekannten" handelt - anschliessend experimentell umzusetzen. Experimentell bedeutet klar, dass man den Ausgang dieser Lösung nicht kennt! Insofern macht es Sinn, die Teilergebnisse/Ergebnisse und damit im Zusammenhang stehenden Erkenntnisse, in vielen kurzen Iterationsschleifen zu bewerten und das weitere Vorgehen im Kollektiv abzustimmen.
Der Purpose, der mit der Kontaktreduzierung in Verbindung zu bringen war, galt anfänglich dem Schutz von menschlichem Leben. Ganz speziell dem Leben der älteren Generation in unserer Gesellschaft und dafür waren wir alle bereit, unser Möglichstes zu geben, um diese Menschen zu schützen und vor einer Corona-Infektion zu bewahren.
Infektionsketten unterbrechen
Die zuvor beschriebene Massnahme der Kontaktreduzierung, diente in erster Linie auch dem Zweck, um in analoger/manueller Art und Weise die Infektionsketten sichtbar zu machen und in weiterer Folge möglichst zu unterbrechen. Unterbrechungen wurden damit gewährleistet, indem man die sichtbar gemachten menschlichen Kontakte, in Quarantäne schickte.
Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten, der Installationen derartiger Nachverfolgungsmöglichkeiten und Sicherstellung von Verantwortlichkeiten, wurde rasch klar, dass es einen immensen personellen Aufwand bedeutet, die Infektionsketten sichtbar zu machen.
Damit im Zusammenhang wurden Kennzahlen definiert, im konkreten Fall die Inzidenz, anhand welcher eine solche manuelle Infektionskettenverfolgung, noch gut funktionierte.
Als Inzidenz, wird die Anzahl an neu auftretenden Erkrankungen (Corona-Virus-Infektion), innerhalb einer Personengruppe von bestimmter Grösse, während eines bestimmten Zeitraums, bezeichnet.
Für das Corona-Virus ist heute weltweit geläufig, die Inzidenzzahl für eine Personengruppe von 100.000 Einwohnern, über den Zeitraum von 7 Tagen zu ermitteln.
Wichtig ist dabei, nochmals explizit zu erwähnen, dass diese Form von manueller Kontaktnachverfolgung, die Grundlage für die Kennzahlfixierung der Inzidenz war.
Inzidenz-Werte als Grundlage von Lockdown-Massnahmen
Galt anfänglich ein Inzidenz-Wert von 50 als relevante Grundlage für die Bestimmungen von Lockdown-Massnahmen, so sprechen manche Länder Europas heute von einem notwendigen Inzidenz-Wert von 35 der erreicht werden müsste, bevor es wieder zu weiteren Lockerungsmassnahmen innerhalb der Wirtschaft und Gesellschaft kommen könnte.
Was an dieser Stelle nicht erwähnt wurde, aber einer der Gründe für die Herabsetzung des Wertes ist, sind die zwischenzeitlich aufgetretenen Mutationen vom Corona-Virus. Von diesen sogenannten "Mutanten" geht eine scheinbar raschere Infektionsgefahr (schnellere Verbreitung) aus, sodass man unter Einbezug der zwischenzeitlich gemachten Erfahrungen, mit der manuellen Kontaktnachverfolgung wohlgemerkt, den Inzidenz-Wert auf 35 reduzieren musste.
Dieser Aspekt der nach wie vor manuellen Kontaktnachverfolgung, stellt ein Armutszeugnis für unsere Regierungen und deren Stellvertretern aus. Punkt.
Radikal ehrlich angesprochen heisst das, dass es dem Zusammenspiel von Politik, Verfassungsschutz, Recht, Wirtschaft und Gesellschaft bis dato nicht gelungen ist, das Thema Datenschutz als Verhinderungsgrund zu lösen, zugunsten von technologisch sinnvoll anzuwendenden und brauchbaren Lösungen (digitale Warn-App), für eine Echtzeit-Kontakterfassung in digitaler Form!
Sämtliche Diskussionen, welche wir in Europa zum Thema Überlastung von unserem Pflege- und Gesundheitssystem führen, wären einfacher lösbar, wenn wir auf eine digitale Kontaktnachverfolgung umsatteln könnten.
Datenschutz steht in der Wertigkeit scheinbar über menschlichem Leben
Auf der einen Seite wird der Staat für die Fürsorge seiner Bevölkerung verantwortlich gemacht und auf der anderen Seite wird auf die Eigenverantwortung der Menschen vertraut.
In unserer Eigenverantwortung können wir Masken tragen, Abstände einhalten und unsere sozialen Kontakte auf ein minimales Mass reduzieren. Der Staat kann seine Verantwortlichkeit insofern wahrnehmen, indem er Teststrategien entwickelt und flächendeckend anbietet, sowie alles erdenklich Mögliche unternimmt, um die zwischenzeitlich entwickelten Impfstoffe möglichst rasch zur Verfügung zu stellen.
Ein gemeinsamer Schnittpunkt von Verantwortlichkeiten - also zwischen Mensch und Staat - liegt unseres Erachtens in der Digitalisierung und dort konkret in der digitalen Kontaktaufzeichnung, mittels sogenannter Corona-Warn-Apps.
Wenn wir diese Form von Technologie nicht im Kollektiv zur Anwendung bringen und die damit im Zusammenhang stehenden Vorteile nicht erkennen, dann ist das ein Armutszeugnis für jeden einzelnen Menschen unter uns. Dann nämlich gelingt es uns nicht, als Gesellschaft zu bestehen und uns auf ein neues Zusammenspiel einzulassen, welches dazu dient, uns als Teil der Natur zu sehen und bestmöglich darauf zu achten, dass auch nachfolgende Generationen etwas davon haben werden.
Anderenfalls ist es unser Ego, welches uns im Kollektiv, scheitern lassen wird.
In unserem menschlichen Ermessen liegt es, die Vernetzung zwischen Datenschutz, wirtschaftlichen Desaster und die damit im Zusammenhang stehenden Auswirkungen auf uns als Gesellschaft, zu sehen und noch mehr zu verstehen. Wir müssen uns als ein Teil der Natur sehen und erkennen - und uns dessen fortlaufend bewusst sein - dass wir mit unserer Gedankenhaltung Teil der Lösung sein könnten.
Solange wir diese Verantwortung von uns abwenden und auf den Staat, auf Staatengemeinschaften und deren Regierungen übertragen, solange werden wir in einem "selbstverantwortlichen Lockdown" stecken bleiben. Solange sind wir aber auch von unserer eigenen Enkeltauglichkeit entfernt.
System Hierarchie vs. Selbstverantwortung
Die älteren Generationen die es nach wie vor zu schützen gilt, sind es gewohnt in hierarchischen Strukturen aufgewachsen zu sein und sich darin zurechtgefunden, bzw. damit abgefunden zu haben, keinen massgeblichen, individuellen Einfluss darauf nehmen zu können.
Bei genauer Betrachtung der Generationen, die innerhalb der Regierungen das Sagen haben, oder massgeblichen Einfluss auf Entscheidungen nehmen, dann sehen wir, dass sie es sind, die von der zuvor erwähnten Generation aufgezogen und erzogen worden ist.
Wie sollte es da anders sein, als sich als Entscheidungsträger zwar von Experten beraten zu lassen, aber dann dennoch innerhalb vom altbekannten trägen System möglichst alle davon überzeugen zu müssen, dass die eigene getroffene Entscheidung letztendlich zum gewünschten Ziel führen wird.
Entscheidungen in diesem Ausmass einer Pandemie zu treffen, die am Ende mit der eigenen Verantwortlichkeit auch übereinstimmen, und mehrheitlich dem Kollektiv und einem gemeinsamen Ziel dienen, dazu benötigt es "Enkeltauglichkeit".
Darin sind wir uns dann einig: dazu benötigt es eine menschliche Reife und einen Weitblick, der über das hierarchische System weit hinausgeht.
"Wir sind manchmal kompliziert. Wahrscheinlich sind wir over-engineered", so lautete unlängst eine Selbstreflexion von Dr. Wolfgang Schäuble, in einem der TV-Interviews im deutschen Fernsehen. Er ist einer der Menschen mit entsprechender Reife und dem notwendigen Weitblick, weil er das was er tut, als "Berufung" versteht, und mit Leidenschaft, Langmut und Beharrlichkeit ausübt. Ihn könnte man als den deutschen Mutmacher bezeichnen.
Was Dr. Schäuble hier zum Ausdruck gebracht hat, ist auch in gewissem Masse damit in Verbindung zu bringen, dass es in Zeiten wie diesen, eben nicht ausreicht, theoretisch gründlich durchgeplant zu sein, wenn dann ein Mass an Pragmatismus, Risikofreudigkeit, aber auch Lernfähigkeit und Experimentierfähigkeit fehlt, um damit neue Wege überhaupt beschreiten zu können.
Von ihm stammt auch die folgende Aussage: "Wenn es überhaupt einen absoluten Wert in unserem Grundgesetz gibt, dann ist das die Würde des Menschen. Sie ist unantastbar. Aber sie schliesst nicht aus, dass wir sterben müssen."
Daran lässt sich seine Enkeltauglichkeit erkennen, weil er sich der Endlichkeit von menschlichem Leben bewusst ist und sich sein denken und handeln, im Bewusstsein nachfolgender Generationen, abspielt.
Wenn sein Wissen und sein Können, mit dem von jüngeren Generationen in Verbindung gebracht wird, und allen damit einhergehend der Raum und die Zeit gegeben wird, eine Lösung für die weltweite Corona-Pandemie zu entwickeln, dann fände das im Sinne von New Work statt.
#resilience #wedothistogether
Wir erinnern uns an eine der Einstiegs-Fragen, rund um das Thema notwendiger Purpose. Wenn dieser beispielsweise "Lernen wir gemeinsam Resilienz!" lauten würde, dann sollten wir in Erfahrung bringen, ob sich Dr. Wolfgang Schäuble dazu bereit erklären würde, in die Gestaltung einer kollektiven Lösung mit einzusteigen?
Dorothee Bär, die Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin Deutschlands und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, hatte gerade am 25.02.2021, in einem LinkedIn Beitrag dazu aufgerufen, gemeinsam in die Zukunft aufzubrechen. Dazu hat sie um die Teilnahme zu einem grossen 48-Stunden-Sprint aufgerufen, zu einem sogenannten Hackathon und "Matchathon" in einem. Mehr zur Initiative unter: www.updatedeutschland.org
In diesem Zusammenhang wäre es doch schon beinahe die optimale Plattform, um gemeinsam mit Dr. Wolfgang Schäuble und vielen fähigen, gewillten und leidenschaftlichen Menschen, nach einer weltweiten Lösung zur Corona-Pandemie zu suchen und eine solche im Kollektiv zu entwickeln.
Ist die Impfung tatsächlich die Rettung?
Vor einem Jahr, zum Anfang des ersten Lockdowns, hatten wir noch keinerlei Ahnung, wie lange und wie schwer uns diese Pandemie treffen wird und noch weniger wussten wir, ob es eine Impfung hierfür geben wird. Allen Verantwortlichen war aber zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Entwicklung eines derartigen Impfstoffes, sehr lange dauern kann. Man sprach in diesem Zusammenhang davon, dass wenn es sehr schnell gehen würde, wir von einem Zeitraum von mindestens einem Jahr rechnen müssten. Ganz abgesehen davon, wie lange dann noch eine Zulassung des Impfstoffes an Zeit benötigen würde.
Es ist unserem "linearen Denken" geschuldet, dass wir Perspektiven in die Zukunft stets auf Grundlage gemachter Erfahrungen aus der Vergangenheit und Gegenwart heraus, zu bewerten und zu analysieren versuchen.
Die Europäische Gemeinschaft hat Medienberichten zur Folge, alleine an das Pharma-Unternehmen AstraZeneca, eine Zahlung in Höhe von 300.000.000.-- EUR (300 Mio.) im Voraus getätigt, zum Zweck der Impfstoff-Entwicklung.
Dass es bereits im November 2020, die erfreuliche Medienmitteilung gab, dass es Biontech/Pfizer gelungen war, einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln, zeigt von wissenschaftlichem und unternehmerischen Können, sowie von einem hohen Grad an Vernetztheit und Wirksamkeit von globaler Forschung und Entwicklung.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Menschen weltweit - zumindest gedanklich - davon überzeugt, dass die Erlösung von der Corona-Pandemie in Reichweite ist. Die medizinischen Zulassungen der entwickelten Impfstoffe, waren mehr oder weniger als eine noch notwendige Formalität, oder ein relevanter, aber nicht mehr Matchentscheidender Schritt, wahrgenommen worden.
Letztendlich war aber auch dieser Schritt der Zulassungen absolviert, bevor sich dann unerwartet eine nächste grosse Herausforderung auftat. Die Verfügbarkeit der Impfdosen, binnen ursprünglich vereinbarter Lieferzeitpunkte, war plötzlich nicht gewährleistet. Hinzu kamen erschwerend die unzähligen Diskussionen, über die Impfbereitschaft der Menschen und den damit einhergehenden möglichen "ungewissen" Gefahren und Risiken.
Zwischenzeitlich wurden in allen möglichen Ländern individuelle Teststrategien entwickelt und umgesetzt, weil seit Ende November 2020 bis dato, viele neue Lockdown-Massnahmen angeordnet worden waren, ohne dabei die Bevölkerung so mit auf den Weg zu nehmen, dass diese auch nachvollziehbar und verständlich gewesen wären. Was daraus heute resultiert, ist eine gewisse Art von Corona-Verdrossenheit und Müdigkeit, um im Kollektiv gemeinsam ins Ziel zu kommen.
Auch über das Verhalten von Pharma-Unternehmen und Politik, in der Handhabung der gemeinsam zu bewältigenden Herausforderungen, nämlich der raschen zur Verfügungstellung von ausreichend wirksamen Impfstoffen, hat zu einer Verdrossenheit und in weiterer Folge zu einem Unverständnis seitens der Menschen geführt. Riskieren wir an dieser Stelle, das bisher Erreichte, leichtfertig aufs Spiel zu setzen und kurz vor dem Ziel noch gewaltig zu scheitern?
Bisher Erreichtes
Neben all den negativen Aspekten, welche diese Corona-Pandemie mit sich brachte, dürfen wir in unseren Detailbetrachtungen nicht übersehen, was dennoch Positives (weltweit) bis dato erreicht wurde:
- Positives von Seiten der WHO (KW 08/2021): aktuell gibt es 66.000 Corona-Tote pro Woche zu verzeichnen. Dieser Wert ist aktuell seit drei Wochen fallend!
- 2.4 Millionen Infizierte binnen einer Woche. Dieser Wert ist seit 6 Wochen rückläufig!
- Die Digitalisierung konnte weltweit beschleunigt werden.
- Viele Menschen haben wertvolle Zeit für sich, den Partnern, Kindern und der Familie entdeckt.
- Die Natur hat im Jahr 2020 eine messbare Erholungsphase erlebt.
- Solidarität und Nächstenliebe erfahren einen höheren Stellenwert.
- Mehrere wirksame Impfstoffe sind am globalen Markt verfügbar und zugelassen.
Wer übernimmt jetzt Verantwortung?
Wenn wir noch immer der Meinung sind, die Verantwortung liegt ausserhalb von unserer eigenen Person, dann müssen wir wohl akzeptieren was von Seiten der Hierarchie-Spitze, den Regierungsspitzen, von uns erwartet und uns gegenüber angeordnet wird.
Haben wir jedoch im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie als Brandbeschleuniger erlebt und gelernt, wie wir alle miteinander vernetzt sind und wo die Schwachstellen unseres Zusammenspiels liegen, dann liegt es in unserer Selbstverantwortung, in ein Enkeltaugliches Denken und Handeln überzugehen. Dann liegt es an uns, im neuen Zusammenspiel und für das Kollektiv, einen massgeblichen Beitrag zu leisten.
Dann übernehmen wir Verantwortung für unser Denken und unser Handeln, das dem Zweck und Ziel dienen sollte:
- Lernen wir gemeinsam Resilienz!
"Gemeinsam" endet aber nicht in den Kreisen unserer eigenen Familien, sondern will sich über die ganze Welt "gemeinsam" verstanden sehen. Gemeinsam im Sinne von unserem Streben nach gelingenden Beziehungen, und dem Bewusstsein, dass wir Menschen nur ein kleiner Teil der Natur sind.
Dieser Planet - davon sind wir überzeugt - kann sehr gut ohne uns Menschen auskommen. Wir Menschen brauchen aber diesen Planeten und diese wundervolle Natur, um im Miteinander leben zu können.
Welche Learnings gibt es zukünftig zu berücksichtigen?
Ein Learning welches für jeden in unserer Gesellschaft Gültigkeit haben sollte, ist, dass wir uns in Ehrlichkeit üben müssen. Den Menschen der Bevölkerung kann von Seiten der "Regierungs-Menschen" Ehrlichkeit zugetraut werden.
Es ist an der Zeit, dass wir uns wie Erwachsene auf Augenhöhe begegnen und uns gegenseitig mitteilen, was uns bewegt, wie weit wir bereit sind etwas Mitzutragen und was in unserem neuen Zusammenspiel gar nicht geht.
Gemeinsames Verständnis
Die Corona-Pandemie hat unter anderem auch gezeigt, dass auf Grundlage von Ehrlichkeit, sehr viel kommuniziert werden muss um für eine gemeinsames Verständnis zu sorgen. Erst wenn wissenschaftlich basierte Grundlagen zu Lockdown-Massnahmen führen, die für einen Laien nachvollziehbar sind, dann kommt es auf breiter Ebene zur gewünschten kollektiven Umsetzung dieser.
Wir müssen in unserem, über viele Ebenen zusammengekommenen Kontext, eine Übersetzung hinbekommen, damit das was erwartet und umgesetzt werden sollte, auch für alle Beteiligten verständlich und nachvollziehbar ist. Die Zeit und den Aufwand der damit verbunden zu sein scheint, gilt es sich gegenseitig einzuräumen.
Kollektive Krisenbewältigung darf kein Thema von Geltungs- und/oder Machtrieb sein!
Im neuen Zusammenspiel dürfen Geltung und/oder Macht keine Rolle spielen, sondern es geht darum, das individuelle Talent und Können (basierend auf Erfahrungen, Fähigkeiten, Kompetenzen) so ins Spiel zu bringen, dass daraus nachhaltiger Mehrwert für das Kollektiv entsteht.
Wir als Menschen müssen Bewusstsein schaffen, wo unser Wissen und Können anfangen, aber auch wo unser Nicht-Wissen und Nicht-Können beginnt, damit dort die entsprechenden Talente zum Einsatz und damit zur Unterstützung, deren Wirkung entfalten können.
Enkeltauglichkeit heisst in diesem Zusammenhang auch, sich in Demut zu üben und seine Talente dem Kollektiv zur Verfügung zu stellen. Dabei müssen Macht- und Geltungstriebe hinten angestellt - oder besser noch ganz vernachlässigt - werden.
Es geht zukünftig um gelingende Beziehungen, damit wir unsere Enkelkinder, in einer lebenswerten Natur und einer resilienteren Gesellschaft - zumindest gedanklich - aufgehoben vorfinden.
"Wer Bäume setzt, obwohl er weiss, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen." [Zitat Rabindranath Tagore]
Das ist es, worin wir uns üben sollten, um zunehmend Enkeltauglicher zu werden. Unser Denken und Handeln darauf hin auszurichten, dass unsere daraus resultierenden Entscheidungen, einen nachhaltigen Mehrwert für die nachfolgenden Generationen haben. Bleiben wir dran und fragen wir uns fortlaufend, wie Enkeltauglich sind wir als Gesellschaft.
Quellen-Nachweise zu verwendeten Bildern und Grafiken:
- Vorschau-Bild: Foto von RODNAE Productions von Pexels / www.pexels.com
- Grafiken von Christian Goritschnig / Goritschnig AG / www.goritschnig-ag.com